Waldorfschule im Schloß Freudenberg

Februar/März, 100 Jahre Waldorfschule im Schloß Freudenberg!

100 Jahre Waldorfschule. Ok. Nächstes Thema? Diesmal blieb beim Abhaken, der Haken hängen. Ich war gefangen. Meine Hemmung, diese 100 Jahre zu feiern, zu „gedenken“ lähmt mich. Und dann war es eine so beiläufige und unbeabsichtigte Nachricht, die mich in Bewegung gebracht hat. Der Bergdoktor. Hans Sigel erzählt im Gespräch mit Markus Lanz, wie er zwei seiner Kinder, Schulkinder erlebt hat. „Von Jahr zu Jahr wurden sie aufmerksamer, interessierter, engagierter…sie waren auf einer Waldorfschule.“ Umgekehrt zwei weitere Kinder in seiner großen Patchwork Familie waren auf einer Regelschule. „Da war niemand, der sich für die Schüler interessiert hat.“ Wie ein Dammbruch, es reihten sich Erinnerungen, Erfahrungen, Ermutigungen… nach und nach auf. Wir verdanken und verdenken unsere Arbeit auf dem Freudenberg der Waldorfpädagogik, der Erziehungskunst, begonnen 1919. Zuvorderst die Forschungen und Arbeitsergebnisse von Dr. Rudolf Steiner zur Sinneslehre. Seine Komposition der 12 Sinne und seine Zusammenschau kosmischer Zusammenhänge bis hin zur Auseinanderlegung des Tastsinns…und gleich meldet sich das „aber“ den eine der meistgestellten Fragen unserer Gäste: „Sind Sie Anthroposophen?“ – „Wie kommen Sie auf diese Frage?“ – „Es ist hier Alles so schön handschriftlich angeschrieben…“ Ja, wir schreiben mit der Hand, mit dem Bleistift und mit Kreide auf eine Tafel. Wir waren nach Mannheim in eine Hochschule für Waldorfpädagogen eingeladen und durften die Ateliers besuchen. Da standen überall Tafeln, bemalt und beschrieben. So wunderschön. Das ist eine Kunst, eine Tafelzeichnung für den Schulunterricht anzulegen und das wird dort gelernt und geübt. 24 Tafelzeichnungen vom Begründer der Waldorfschulen hängen im Schloß, ein davon ist sogar aus dem Jahr 1919, „Andere Köpfe auf unsere Schultern“.
Matthias Schenk

PS: Eine auch meistgestellte Frage: Eine Cola bitte! Ups. Ab übermorgen haben wir die neue BZ, BioZisch von Voelkel! Lemon, Orange, Rosenblüte….Ginger im Schloß.
2019 – vor hundert Jahren:
Rudolf Steiner ist der Begründer der Waldorfpädagogik:

In Ehrfurcht empfangen,
in Liebe begleiten,
in Freiheit entlassen.
Emil Molt, Besitzer der damaligen Waldorf Astoria Zigarettenfabrik, gründete mit ihm zusammen die erste Waldorfschule in Stuttgart.
Eine Arbeiterfamilie in der Zigarettenfabrik war nicht in der Lage, Schul- und Büchergeld für die Kinder zu bezahlen und trugen dem Direktor Molt ihre Not vor. „Das war die Geburtsstunde für die Idee einer Waldorfschul-Gründung.“ Erinnert sich Emil Molt später an diesen Moment. „Es handelt sich heute darum, dass man an jedem einzelnen Platz, an den man hingestellt wird, durch ein feines Wahrnehmen der Situation finden kann, was zu tun ist, und dass man Mittel und Wege findet, um dasjenige, was getan werden muss, zu tun.“ Emil Molt.

Im Februar:
„Wir wollen dazu beitragen, der Waldorfpädagogik vorurteilsfrei und frei von
Vermutungen zu begegnen. Für mich ist die Idee dieser Pädagogik eine Methode. Wie schule ich mich, die Dinge und die Vorgänge immer genauer und vertiefter wahrzunehmen. Und hier verschränkt sich der Freudenberg mit der Waldorfpädagogik zu einem Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne und des Denkens und einem forschenden Üben und Experimentieren mit der Art und Weise wie wir wahrnehmen und wie wir das Wahrgenommene bedenken.“
Anette Keitz, Leiterin des Erfahrungsfelds

„Einen Baum als Baum zu sehen, wer kann das? Damit beginnt Hugo Kükelhaus seinen Vortrag. Der eine sieht Bretter, der andere sieht Brennholz, wieder ein anderer sieht Borkenkäferbefall, CO2, Photosynthese, Wasserspeicher…. Jeder schaut aus seiner Perspektive. Und da kommt die Waldorfschule ins Spiel, sie nennt es „dynamisch“, also das Bewegen und Sich-Bewegen-Lassen, das Wahr-Nehmen und das Wahr-Geben. Das übe ich im Schloßpark mit Bäumen, Kräutern, Blumen und dem Gras. Nur mit dieser Fähigkeit haben wir Menschen vor mehr als 10.000 Jahren begonnen, aus Wildgräsern Getreide zu züchten.“
Bernhard Stichlmair, Leiter der Landschaftspflege

Die Welt anschauen mit den Augen eines Waldorfschülers
mit sieben Beispielen:

– die Winterruhe der Pflanze (im Botanischen Theater)
– die Empfindung der Farbe Blau
– die Bildekräfte des Wassers
– die Unterscheidung: Denken mit dem Kopf und Denken mit dem Herzen
– die Lehre von den 12 Sinnen
90 Minuten
Seinen Namen tanzen – die Sehnsucht fliegen zu können

Die Bedeutung des Bewegungssinns für das Lernen, Verstehen und Begreifen.
„Einer Bewegungsentfaltung geht eine Bewegungsbefreiung voran. Einer Befreiung der menschlichen Bewegung sind aber unglaubliche Widerstände gesetzt. Es ist, als wenn die Sinne verrückt und die Glieder an Felsen gekettet lägen. In der Seele aber keimt zu der gleichen Zeit die Sehnsucht, fliegen zu können.“ Louise Langgaard, Loheland, 1920

Übungen: Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn, Gehen, Schreiten, Fallen.

90 Minuten
Dreiklang

Der Eine will und kann nicht,
der Andere kann und will nicht,
ein Dritter, will und kann, aber soll nicht.
Betrachtungen zum Denken, Fühlen und Wollen. Diese „Dreigliederung“ durchwebt sämtliche Arbeits- und Lebensbereiche:
Kunst, Kultur und Bildung, Politik und Rechtsleben und das Wirtschaftsleben. Die Führung, Verwaltung und Praxis einer Waldorfschule basieren auf dieser Idee. In seiner Forschung zur Sinneslehre hat Rudolf Steiner die 12 Sinne den jeweiligen Feldern gewidmet.

90 Minuten
Glück

„Das Leben ist angewiesen auf die Lücke im System, auf den Fehler in der Rechnung, auf das Loch in der Mauer.“ Hugo Kükelhaus.
Diese Lücke ist die Bedingung für ein Ge-Lück, ein Glück. Wir erleben Glück, wenn ein Gelingen, ein Erfolg nicht nur von uns abhängt. „Beim Spieler, der Glück hat…beruht die Befriedigung darauf, dass etwas ohne sein Zutun außer ihm herbeigeführt wird, dass die Weltgleichsam auf ihn Rücksicht nimmt, dass sie etwas heranträgt, was ihm zugutekommt, dass die Welt zeigt, dass er nicht außer ihr steht …“
Rudolf Steiner, Vortrag, 1911, Das Glück, sein Wesen und sein Schein.

Wie bleiben wir lückenhaft, wie erhalten und beschützen wir unsere Lücke um dem Glück einen Einlass und Anlass zu geben?

90 Minuten
Ich bin Waldorfschülerin

„Normalerweise sagt man, ich war Waldorfschülerin, doch das ist nicht so.
Ich bin dieser Schule treu geblieben, in meiner tiefsten Haltung und daraus folgend, meinem Verhalten. Dem Neuen und Unbekannten geöffnet zu bleiben, nicht zu verhärten, oder zu „versteinern“. Vielleicht zu extrem, überall nach dem Sinn zu fragen.“
Franziska von Knoblauch, Arbeitsgemeinschaft Freudenberg

Ich zeige Euch, wo ich in meiner täglichen Arbeit der Idee der Waldorfschule begegne und ihr könnt mir alle Eure Fragen und Bedenken vortragen. Nach dem Motto: Was ich schon immer fragen wollte‘.

90 Minuten
Es gibt eine Handschrift und es gibt eine Lebensschrift

Jeder Tag, jede Stunde schreibt sich ein in ein großes Buch.
Der Titel ist: Meine Lebensbiographie und jedes der Kapitel hat eine
Überschrift. Millionen dieser Bücher bleiben ungelesen in ihren Regalen.
Die Biografiearbeit, das Biografiespiel ist eine Grundlage der Waldorfpädagogik. Das Reifen und Wachsen des Kindes zum Jugendlichen und Erwachsenen, wird in Jahresabschnitte gegliedert. Welche Forschungsergebnisse zu dieser Lebensschrift geführt haben und wie wir sie für unser Lebensbuch verwenden können, sind die Themen dieses „Schreibkurses“ mit Schreibübungen.

Beatrice Dastis Schenk, Biographie Arbeit, Seminare, Vorträge

90 Minuten

Informationen und Anmeldungen: www.schlossfreudenberg.de und Facebook

Hier können Sie die Januar-Ausgabe von Info 3 bestellen „100 Jahre Waldorfschule“.
100 Jahre Waldorfschule! Der Mensch im Mittelpunkt:
Alan Posener im Gespräch mit Axel Rahmlow
Lob, Kritik, Fragen… immer und jederzeit an: joe.stiefelhagen
Gesellschaft Natur & Kunst e.V. * Schloß Freudenberg * 65201 Wiesbaden * Deutschland
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